Der Hochobir gehört zu den bekanntesten Bergen Kärntens. Einige Male war ich schon oben, zuletzt abends nach einem Seminartag in Klagenfurt, wo ich mit der Taschenlampe dem todlsicheren Weg von der Eisenkappler Hütte zum Gipfel gefolgt bin. Diesmal jedoch verbrachte ich einen traumhaft schönen Tourentag auf seinem “Kleinen Bruder”, dem Kleinobir.
Der Konditionstest für Norwegen und nicht zuletzt der Wetterbericht führte mich diesmal in die Karawankenvorberge. Das ist jener Teil der Karawanken, der nicht unmittelbar an der Landegrenze liegt. Dazu gehört die Bergkette zwischen Bodental und Lavamünd, mit ihren bekannten Proponenten Ferlacher Horn und Hochobir, aber auch kleine Juwele wie Oistra und Topitza. Zu letzteren Geheimtipps zählt auch das heutige Tagesziel, der Kleinobir.
Parkplätze gibt es beim Gasthaus am südlichen Ende des Freibach-Stausees. Jetzt trennen einen nur mehr 1200 Höhenmeter von einem der aussichtsreichsten Gipfel Ost-Kärntens. Nach vorne, also Norden – ist der Blick in die Landesmitte frei – doch dazu später.
Zuerst mal folgt man der Landesstraße noch ein kurzes Stück nach Süden, um dann links bei einem leerstehenden Haus in einen Forstweg abzubiegen. Hier irrt die Kompasskarte, den oben sichtbaren Schlenkerer nach Norden zum Gehöft Jagoutz schneidet man kerzengerade in West-Ost-Richtung ab und bleibt zwischen den beiden, ebenfalls in West-Ost-Richtung verlaufenden Bächen. Denn noch vor der Linkskurve ist der Forststraßenhatsch auch schon wieder zuende – rechts zweigt ein schöner Waldweg ab, der zwar noch ein paar mal die Forststraße quert, aber sonst mit ihr nichts mehr zu schaffen hat.
Ab nun heißt es Kopf in den Nacken legen, denn die nächsten 2 Stunden geht es nur bergauf – steil, aber im angenehmen Pulsbereich. Im Aufstieg ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit alleine unterwegs. Also fast alleine.
Einfach zu erreichendes Wasser gibt es unterwegs nur gleich zu Beginn, und dann erst wieder kurz vor der Jagoutzalm, wo ein Brunnen das Ende des Almweges markiert. Weiter oben gibt es dann kein Trinkwasser mehr.
Knapp 1000 Höhenmeter ab Startpunkt gibt es auf der Jagoutzalm die erste echte Rastmöglichkeit mit Tisch und Bank- und großartigem Ausblick in die Nordwände von Hochobir und Kuhberg. Hier im Bild sieht man zum Freiberg hinüber:
Ein paar Meter weiter findet man sich bei einem weiteren Zwischenziel – dem Wandererkreuz am Jagoutzsattel (1680 m) – wieder. Der Sattel ist zwar das geologische Bindeglied zwischen Hochobir und Kleinobir, der Wegweiser zum Hochobir zeigt jedoch nicht direkt Richtung Gipfel, sondern empfiehlt dem Wanderer, sich etwas weiter östlich dem Eisenwurzenweg 08 anzuvertrauen, der eine unkomplizierte Besteigung des beliebten Gipfels vorbei an der Eisenkappler Hütte ermöglicht.
Vom Sattel Richtung Kleinobir hingegen gibt es keine Beschilderung. Hier ist zuerst eine weitere Almweide zu queren …
… bevor man sich am Waldrand bei den blauen Markierungen eines einheimischen Wegebetreues wiederfindet. Sie führen teils auf schmalem Pfad, doch völlig ungefährlich durch den Wald. Auch der unmarkierte Weg, den man am linken Bildrand sieht, führt zum Gipfel – er ist etwas breiter, sodass die Wegfindung auch dort keine Probleme macht.
Etwa 200 Höhenmeter weiter oben geht der Wald etwas unterhalb des Gipfels erneut in eine Blumenwiese über …
… und auch der Gipfel selbst ist auf 1948 m Seehöhe von tausenden Blumen übersät.
Ein Blick zurück auf die Hochobir-Nordwand …
… wo ein Wanderer – genauso wie ich – den Gipfel über die gesamte Aufenthaltsdauer für sich alleine hat …
Etwas weiter rechts schiebt sich das Koschuta-Massiv ins Blickfeld. Weitwanderer, die am Eisenwurzenweg unterwegs sind, übernachten nach der Eisenkappler Hütte etwa in der Bildmitte dort, wo die Schotterfelder enden.
Den Hochobir gibt es vor Ort auch in einer Minimundus-Ausführung …
… das Minumundus – ein Freichlichtmuseum zwischen Klagenfurt Zentrum und dem Ostufer des Wörthersees – kann man übrigens von hier aus im rechten oberen Bildviertel sehen (am Foto aber wohl eher nicht). Ja und sonst sieht man bei einem Wetter wie diesem eh auch alles, was das Klagenfurter Becken noch so zum Herzeigen hat. Dazu gleich unter mir der Freibach-Stausee, in der Bildmitte die das Rosental mit der Drau, die man heute flussaufwärts etwa bis zum Dobratsch zurückverfolgen kann.
Resümee nach dieser etwa 6stündigen Tour: Der Kleinobir ist – wenn man die Höhenmeter nicht scheut und einsame Wege schätzt, der attraktivere Gipfel der beiden “Obirs”. Die Aussicht finde ich persönlich trotz der etwas geringeren Höhe besser, weil einem Richtung Landesmitte kein Berg mehr die Sicht verstellt, während der Blick vom Hochobir erst am Kleinobir vorbei muss.
Persönlich für mich einer der schönsten Gipfel Kärntens.
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Anfahrt: Von Klagenfurt aus ist der Parkplatz beim Stauseewirt in einer guten halben Stunde erreicht (A2 Abfahrt Grafenstein), von Graz aus in 1 h 45 min (Abfahrt Völkermarkt West). Danach folgt man der Beschilderung nach Gallizien, ab dort geht’s weiter Richtung Ferlach. Die etwa 10 km später folgende Abzweigung zum Stausee ist beschildert.
Lieber Martin, Danke für die “Kärntner-Schönheiten”.
Den Hochobir habe ich ja mitgenommen auf meiner Weitwanderung und dort schon das Panorama genossen (nach Süden sicher besser ;-)), aber der Blick nach Norden vom kleinen Bruder hat echt was. Danke für die schöne Tourenbeschreibung.
lg V.R.-H.
Wunderbare Bilder! Wir sind auch beide Berge bestiegen. Ein tolles Erlebnis. Da wir Anfang Frühling gewandert sind, mussten wir uns sehr dick anziehen. Habe mir dafür extra Alpaka Socken bestellt. Die haben mich auf der Tour super warm gehalten!