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[E1DE Woche I] Flensburg – Kiel

Die ersten Kilometer entlang der deutschen Ostseeküste sind bestritten. Höchste Zeit für einen kurzen Rückblick!

Der Start im Norden von Flensburg verlief programmgemäß. Das Quartier war seit Wochen gebucht, und Fräulein A hat die Anreiseroute dermaßen akribisch geplant, dass ich fast ein wenig enttäuscht war, dass uns der Taxifahrer am Bahnhof in Flensburg nicht mit Namensschild erwartete.

Überhaupt war Fräulein A heuer in der Planung ein Meister ihrer Klasse. Man nehme zum Beispiel das Gepäck. Ich habe mir extra zum Protzen so eine Gepäckwaage gekauft – da kann man sein Hab und Gut auf einen Haken dranhängen, und sieht sofort, wie wenig schwer das “Pinggerl” ist. Mein Reisegepäck:

6,80 kg inklusive Laptop – ich war stolz. Fräulein A jedoch, die normalerweise nie ohne der gesamten Hausapotheke, genügend Lebensmittel für den “Größten Anzunehmenden Unfall” und einen Satz Winterreifen verreist, überrascht diesmal mit klösterlichem Verzicht – zumal ich weiß, dass ihr die Firma Deuter alleine schon 1,5 Kilo umgehängt hat.

Jedenfalls, wir starteten frohgemut in diese für uns völlig neue Welt. Ein bereits etwas abgewohnter Kalauer behauptet, dass uns Österreicher von unserem nördlichen Nachbarn nur die gemeinsame Sprache trennt. Ob das stimmt? Ich bin jedenfalls bei jedem zweiten Ortsnamen neugierig, ob er vielleicht von hinten gelesen ein Wort ergibt.

 

Meistens ist es leider nicht so, wobei ich nicht auszuschließen vermag, dass wir durch Purtslowknum nicht sogar noch durchkommen.

Für ausgedehnte Abendveranstaltungen sind wir bislang immer zu müde gewesen. Auch wenn die Etappen keineswegs unverschämt lang oder besonders schwer gewesen sind, so waren es doch die ersten Touren der Saison. Also nach dem Abendessen kein Bernd – so verlockend es auch klingt.

Nicht nur einmal begeistert uns die Konsequenz, mit der die Leute hier ihre Domaingebühren bis zum letzten Buchstaben ausreizen.

Fräulein A’s norddeutscher Favorit ist übrigens unter diesem Link zu erreichen. Keine Ahnung, was man dort sieht – mein Datenvolumen war bereits während des HTTP GET aufgebraucht.

In Flensburg gab es dann zum ersten Mal richtige einheimische Kost. “Fischbrötchen” sind hier heroben sowas wie ein Nationalheiligtum.

Am Nationalfeiertag des Fischbrötchens waren wir sogar live vor Ort. Mehr Infos dazu gibt’s unter dieser schleswig-holsteinerischen Kurz-URL.

Das mit dem Essen hier ist überhaupt der größte Aha-Effekt, wenn man als NÖM-light geschulter Kalorienzähler in den Norden kommt – die können hier im Norden auf einen Teller mehr Heizwert unterbringen, als es die Gesetze der Physik erlauben. So hat die Vollmilch, wie sie bei uns aus der Kuh kommt, zumindest laut Tetrapak 3,6 % Fettgehalt. Da fangen die Nordmänner hingegen erst zu zählen an.

Die “normale” Milch hat dann 10 Prozent. Heißt “die Geschmackvolle” oder so. Um die Prozentzahl krieg ich bei uns schon einen Streichkäse 🙂

Szenenwechsel. Is(s)t man an der Küste, wird natürlich Fisch gereicht. Vorzugsweise rausgebacken, dazu gibt’s in Butter geschwenkte Bratkartoffel. Serviert nicht ohne einen Viertelliter Sauce Hollandaise.

Tagsüber haben wir Zeug aus dem Supermarkt im Rucksack. Weil wir halt auch nur Menschen sind, und den süßen Verheißungen der Werbewirtschaft machtlos gegenüberstehen, wenn sie uns mit ihren wohlfeilen Worten umschmeichelt.

Manchmal haben wir Glück, und es wird ein wurst-käs-scenario.

Und im Landesinneren? Auch nicht so einfach. Die erste Kuh am Weg hat uns erst über die Halbinsel gelassen, nachdem wir ihr für die Unterwerfung von Heiðabýr unsere Treue geschworen haben.

Das gemeine Fußvolk im Hinterland beherrscht den “üüüch? Das bringst du nicht übers Herz!”-Blick.

Option drei wäre vielleicht etwas geworden. Mit einer Handvoll Semmelbrösel unterwarfen wir ein ganzes Volk. Wäre da nicht Wiebke die Aufmerksame gewesen.

Und so war bald klar: wir sind zu schwach für den Norden, wir brauchen einheimische Hilfe, sonst verhungern wir. Also folgten wir einem einladenden Schild …

… und fanden uns bei der Suche nach kräftigender Kost allerdings bald im organisierten Glücksspiel wieder.

Fräulein A hat für Fleischpreise keinen Sinn und unterwirft derweilen die Ostseeküste.

Eine Woche sind wir bereits unterwegs. Gestern haben wir den netten Weiler Golfplatz erreicht – schöne Landschaft. Wobei, wenn das stimmt, was man über Männer mit kleinen Autos sagt, war dort erstaunlich wenig Weibesvolk anwesend.

Alles in allem ist es jedenfalls sehr beschaulich hier heroben.

Autoritäten wechseln hier genauso oft wie anderswo, aber die Schilder, die bleiben.

 

So, genug für heute, als Zugabe gibt es noch ein paar Schnappschüsse ohne Moderation:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gute Nacht Österreich! Ihr seid ein großartiges Publikum!

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Last modified: 8. Mai 2018
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