Ich weiß nicht, ob die Henne oder das Ei früher in den Dolomiten war. Jedenfalls war Günthers Wunschprogramm und meine Planung für die Traverse derart ähnlich, dass bei den meteorologischen Rahmenbedingungen – siehe Fotos – nur eine Traumtour herauskommen konnte.
Schon unsere Anreise – und da zähle ich den ca. 900 Höhenmeter langen Aufwärmspaziergang zur Dreizinnenhütte dazu – stand unter einem guten Stern. Doch halt, da waren wir im letzten Bericht ja bereits!
Warum ich nochmals zurückspringe: Meine Speicherkarte gab vorgestern den Geist auf und alle (Handy-)Fotos der letzten Tage sind derzeit für mich unerreichbar. Morgen habe ich kurzzeitig einen Laptop, um den Schatz zu bergen (keine Ahnung, wie man mit einem Handy eine defekte FAT Table repariert).
Ein typisches Problem der Internetgeneration, aber nix, was man mit dem Internet nicht auch wieder flicken könnte: Günther hat mir heute per Mail mit seinen Bildern ausgeholfen. Und die sind es wert, dass wir nochmals kurz in der Zeit herumhüpfen.
Gleich zum Einstieg das begehrteste Fotomotiv in den Südtiroler Bergen – dahinter die Drei Zinnen:
… und weil’s beide so schön sind, glei no amal:
Das nächste Foto ist um ca. halbsieben Uhr morgens entstanden, der Austragungsort nennt sich Sentiero Astaldi.
Wieder ein Sprung nach vorne: Der Abstieg vom Piz Boe kostete Kraft, und der Aufstieg sowieso. Am späten Nachmittag – es war recht heiß – kam uns dieser Wasserfall gerade recht …
So großartig wiederhergestellt, war die gefühlt dennoch seeehr lange Querung zum Sellajoch keine große Sache mehr. Am Joch ein Bier, es war gerade 18 Uhr, und weiter ging’s Richtung Westen ins Grödner Land …
… denn unser Quartier war noch weitere zwei Stunden entfernt. Um 20 Uhr großes Durchatmen: In der vor wenigen Wochen neu eröffneten Plattkofelhütte fühlt man sich wie in einem Hotel: Freundliches Personal, freundliche Zimmer, freundliche Gemüsesuppe, freundliche Dusche – und ein äußerst freundliches weiches Bett.
Um 5:45 erkundigte sich Günther mit einem freundlichen “Guten Morgen!” nach der Tiefe meines Schlafes. Keine halbe Stunde später trotteten wir weiter zum Tierser Alpl …
… wo sich nach einem letzten gemeinsamen Frühstück unsere Wege trennen sollten. Günther stürzte sich 1600 Höhenmeter nach St. Zyprian hinunter, weil man von dort aus am besten zum Startpunkt (wo das Auto steht) zurückkommt. Wie sich zeigen sollte, komm man per Autostopp in den Südtiroler Bergen am schnellsten von A nach B.
Auch für mich gibt es große Veränderungen. Nach mehreren Tagen am Dolomitenweg Nr. 9 wechsle ich irgendwo zwischen Gastzimmer und Wäschhenk’ der Tierser-Alpl-Hütte auf den Dolomitenhöhenweg Nummer 8, und finde mich ca. 2 Stunden später am Hochplateau des Schlern wieder.
Hier im nächsten Bild links, noch etwas klein und (zumindest für mich am Smartphone kaum zu sehen) steht das Schlernhaus, daneben die resche Resi, und über ihr, diesmal wohl auch auf der Cineplexx-Leinwand nicht mehr zu sehen, das Gipfelkreuz am Schlern. Übrigens ein superleichter Gipfelsieg … doch hinkommen muss man auch erst einmal, knapp 1700 mehr oder weniger senkrechte Meter trennen den im Tal residierenden Urlaubsgast vom Gipfelkreuz.
Für mich geht’s hinterm Berg ebendiese 1700 Meter kerzengrad’ hinunter. Ich setzte alle Hoffnung darauf, den “Path of least resistance” am Namen zu erkennen, und gab dem Schaufelesteig – und nicht dem Knüppelweg – den Vorzug.
Im Tal erwartete mich ein bereits im Frühjahr angekündigter Spontanbesuch: Freund Martin hatte Unterkunft, Abendessen und Getränkebegleitung bereits organisiert, als ich um halb fünf durschtig und hungrig am Kirchenplatz von Völs einhechelte.
Eine Stunde später war die Welt wieder in Ordnung und die insgesamt rund 1999 Höhenmeter lange Kniefolter vergessen.
Und so endet ein weiterer, für mich bedeutsamer Abschnitt auf meiner Tour. Mit der Durchquerung der Dolomiten habe ich mir einen Herzenswunsch erfüllt – und Günther, der ebenfalls schon seeehr sehr lang auf diese Traversata gespitzt hat, hat das perfekte Wetter dafür mitgebracht.
Wir haben die Dolomiten und den Sellastock gemeinsam überquert, mit dem Piz Boe einen 3000er bezwungen, und ich durfte auch noch den Schlern dazuhängen. Einzig der sagenumwobene Blick auf den Rosengarten blieb uns im Morgennebel verwehrt … doch den hat uns – siehe Überschrift – auch niemand versprochen.
Tolle Fotos, wundervolle Landschaft und super Kondition 👍🏻🤗
… nicht nur super Kondition… Wenn man bedenkt, dass Martin bei einer leichten Koschutakardurchquerung im Jahr 2010 bereits mit seinem wunderschönem Leben abgeschlossen hatte und nun in den Dolomiten wie eine Gazelle bzw. Gams in den schwierigsten Sentiero’s hin- und herhüpft und als Draufgabe sich noch auf einen 3.152er raufhantelt… Bewunderung, alle Achtung und vor allem Alles Gute weiterhin ;o)
Danke!!
Die Koschuta heißt nun Bonacossa! 🙂
Hallo Martin hier Georg von fast daheim:
Sitz gerade bei der Schwie-mu auf der Ofnbänk; nicht dass eingeheizt ist
– 26° im Raum und draußen nicht zum aushalten!
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH zu 40 Tage unterwegs!!!
Deine Erwähnung von uns ist ausreichend kurz.
Hab Deine Berichte immer gelesen, immer launig, nett und Einladung zum selber tun, nicht auf den Hauptwegen! Speziell der Abschnitt Valentinalm bis Völs bzw Meran.
Zu meinem Kommentar an unserm Anreisetag zur Drei Zinnen Hütte am 14.Juli:
Da habe ich bei Hüttenankunft im Hüttenbuch g’schaut, nix g’fundn und Du warst da schon am Misurina-See.
Ich war da vor den Drei Zinnen das erste Mal, wir hatten großes Glück mim Wetter und tolle Bergtouren gemacht.
Auf der Lavaredo Hütte hatte ich dann noch Geburtstagsfeier! Es hat einfach alles gepasst.
Liebe Grüße und alles Gute für weiterhin
Georg
Danke, dass Ihr so regelmäßig vorbeischaut! Die Sonnenuntergangfotos von gestern waren stark!
Ich würde in Grund und Moos versinken, wenn es die Speicherkarte ist, welche ich dir geschenkt habe!
Das ist ja das wirkliche Drama an der Sache: Meine ganze Musik ist weg (bzw weit weg)!