Written by 09:05 #sunnysideUP, 03 Südalpenweg, Österreich, Fernwandern, Kärnten, Tourtagebuch, Weitwandern • 8 Comments

[Tag 030 & 031] Im Schneekindergarten

Der Almenabschnitt des Karnischen Höhenweges liegt hinter mir – nun geht’s rauf in die Südkärntner Rocky Mountains.

Wolfgang ist noch keine halbe Stunde fort, als die nächste freudige Überraschung um die Ecke biegt: Andi, der mich im Forum Gipfeltreffen seit vielen Jahren als “Snowkid Joe” mit seiner Bergexpertise beeindruckt, steht plötzlich auf der Terrasse des Alpengasthofes Plattner am Nassfeld. Andi kommt hungrig, und wir kosten uns quer durch die Karte.

Zu Andi ist zu sagen, dass es wohl nicht viele Menschen gibt, die die heimische Bergwelt (und nicht nur diese!) so gut kennen wie er. Ich wette, wenn ich irgendwo auf meiner Tour einen Stein mitnehmen würde, könnte mir Andi mit Sicherheit sagen, bei welchem Bergstock dieser Brocken nun fehlt.

Ich kann mir daher auch keinen Besseren denken, um meine geplante Route durch die Karnischen Alpen nach Verbesserungsmöglichkeiten zu durchforsten. Ich finde zwar, dass der Karnische Höhenweg, so wie er ist, schon sehr sehr attraktiv ist – dennoch wurde er zu einer Zeit aus der Taufe gehoben, wo der Übergang auf die italienische Seite der “Carnia” noch nicht so sorglos war wie heute. Weshalb man heutzutage nachsehen sollte, ob es nicht jenseits der Grenze ebenfalls attraktive Wege gibt.

Und genau so ist es auch. Gewappnet mit einer Routenempfehlung für die kommenden zwei Tage ziehe ich vom Nassfeld aus Richtung Trogkofel. Immer wieder aufs Neue bin ich fasziniert, mit welcher Behutsamkeit die Trogkofel-Nordseite touristisch erschlossen wurde und wie sanft sich die neue Abfahrt in die Landschaft schmiegt …!

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Der Blick ins Landesinnere ist da weitaus versöhnlicher. Den Speichersee nahe der Rudnigalm finde ich tatsächlich sehr gelungen:

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Ist man nach einigem Auf und Ab am Rudnigsattel angekommen, zeigt sich auf der Trogkofel-Südseite gleich ein völlig anderes Bild. Spektakulär der erste Blick in den italienischen Anteil der Karnier, wo das auf 1900 m Seehöhe gelegene Bivaccio Lomasti für einen schönen Farbtupfer sorgt:

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Ich habe an diesem Tag mit dem Smartphone nicht viel fotografiert, weshalb wir etwas aprupt gleich zum Zollnersee springen, an dessen Ufer sich ein Schutzhaus der engagierten Alpenvereinssektion Obergailtal befindet. Zum dritten Mal übernachte ich bereits hier. Nach einem Pächterwechsel sind hier nun Maria und Toni am Werkeln, die zuvor jahrelang erfolgreich die E.T.-Compton-Hütte bewirtschaftet haben.

Wer vom Nassfeld kommt, hat nach der spektakulären, aber auch langen Etappe meist keine Sonne mehr am See:

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Nach einer erholsamen Nacht im Lager der unlängst renovierten Hütte hieß es am Morgen leider Abschied nehmen von Silvia und Georg. Seit der Feistritzer Alm zogen wir im Gleichschritt, meist jedoch ein wenig zeitversetzt durch die Berge, reservierten uns gegenseitig das Nachtquartier und teilten Frühstück und Abendessen miteinander.

Die beiden haben die letzten Woche auf der Via Alpina verbracht: Nach dem Start im Hafenbecken von Triest durchquerten sie den slowenischen Karst und den Triglav-Nationalpark, und wechselten am Ufer der Save in die Karnischen Berge. Schon in Slowenien waren wir im gleichen Tempo unterwegs, wussten allerdings noch nichts voneinander. Ihre Weitwanderung endet heute am Plöckenpass – denn die Fortsetzung Richtung Südtirol kennen die beiden bereits.

Danke Euch beiden für die abwechslungsreiche, amüsante Zeit!

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Dass wir bis zum Plöcken verschiedene Wege gehen, ist dem Umstand geschuldet, dass ich die Hauptroute des Karnischen Höhenweges in diesem Abschnitt schon wiederholt begangen habe – und dank Andis Tourentipp eine attraktive Alternative auf der anderen Seite der Staatsgrenze auf mich wartet.

Früh morgens geht es also sausteil hinauf zum Gipfel des Hohen Triebes, von dem sich in Richtung Westen ein alter Militärsteig zieht.

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Im Grunde bleibt man hier immer nahe des Berggrats, bis es beim Kronhofer Törl ein wenig runter geht. Bewirtschaftete Hütte sehe ich heute keine, weshalb ich um die Mittagszeit wieder einmal das rosarote Menü auf die Karte setzte.

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Über zwei Hochalmen gelange ich auf die Südseite des Blausteines. Ein Berg, der von der mir bekannten Seite unbezwingbar erscheint, weshalb es mich auch überhaupt nicht wundert, dass Snowkid Andi mit der ganzen Verwandtschaft ausgerechnet von dieser Seite schon einmal raufgekraxelt ist.

Mir reicht die Seepferdchen-Variante: Da mir nur mehr geschätzte 100 Höhenmeter zum Gipfel fehlen, beschließe ich, den unmarkierten Pfaden, die hier zwischen den verfallenen Stellungsgräben Richtung Gipfel winden, zu folgen und das Gipfelbuch zu signieren. Im Hintergrund zu erahnen der Weg der Schneekinder:

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Der Ausblick ist wie immer phänomenal, ich kann bereits meinen restlichen Weg zur unteren Valentinalm nachvollziehen. In der linken Bildhälfte sieht man den Großen und Kleinen Pal, über die man zum Plöckenpass gelangt, wo sich nicht weit entfernt und abseits der Verkehrswege die äußerst sympathische Valentinalm befindet.

Der Gasthof am Fuße des Passes wird seit einigen Jahren von Johanna und Markus bewirtschaftet, und gehört für mich zu den Lieblings-Einkehrhäusern unserers Landes. Die Alm befindet sich etwas rechts der Bildmitte bei den grünen Flecken mitten im Wald:

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Bevor man jedoch ins Tal absteigt, hat man unterwegs die Gelegenheit, das Freiluftmuseum am Kleinen und Großen Pal zu besichtigen. Die Dolomitenfreunde, ein bunt zusammengesetzter, internationaler Verband aus freiwilligen Helfern, legen hier seit etlichen Jahren jeden Sommer Teile der Kriegssstellungen frei und machen sie so der der Öffentlichkeit zugänglich. Auf Bildern erlangt man direkt vor Ort eine Vorstellung, was hier vor exakt einem Jahrhundert abging.

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Nun sitze ich auf der gemütlichen Terrasse der Valentinalm, denn Johanna hat mir den ersten Internetzugang seit Beginn der Karnier-Durchquerung ermöglicht. Ich werde heute noch zum Wolayersee aufsteigen, denn mit dieser Kurztour gelingt es mir, den üblicherweise sehr gut besuchten Quartieren der Hauptroute auszuweichen. Für mich verschieben sich nun die Tagesetappen so, dass ich in den nächsten Tagen am Abend zu den weniger besuchten Hütten des Weges komme.

Vorher gibt’s aber Mittagessen. Jetzt.

Mahlzeit!

 

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Schlagwörter: , , Last modified: 9. Juli 2016
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