Written by 12:46 #sunnysideUP, 01 Nordalpenweg, Österreich, Niederösterreich, Tourtagebuch, Weitwandern • 8 Comments

Ein Voralpenspaziergang (WWW01, Etappe 1-3)

Langsam wird’s ernst – nur noch ein Monat bis zum Startschuss in Graz (Alpenüberquerung Wien – Monaco). Und da ich beim ruhig Herumsitzen nicht besonders gut bin, beginnt nun, jetzt und sofort  die Zeit der “Probetouren”. Egal, ob es gerade etwas zum Proben gibt oder nicht.

Apropos Herumsitzen. “In die Monat’ ohne “r” konnst’ am Boden sitz’n, ohne dass’d di verkiahlst“, habe ich in Kärnten gelernt. Also ging es letzte Woche erstmals mit dem ganzen Hausrat in die Berge. Eine kurze Tour mit Zelt soll’s werden, einfach nur um zu sehen, ob etwas Kriegsentscheidendes fehlt in der aktuellen Packliste. Denn wenn’s dann wirklich losgeht, will man ja ordentlich ausgerüstet sein.

Meine Sommertour hätte ursprünglich überhaupt ganz hochoffiziell in Graz beginnen sollen. Mittlerweile habe ich den ersten Kilometer jedoch nach Wien verlegt. Weil mir die eigene Haustüre als Startpunkt einfach saugut gefällt. Und weil Astrid und ich so die Möglichkeit haben, das Stück von Wien bis Kärnten gemeinsam abzuwandern, bevor auch ihr großes berufliche Sommerprojekt in die heiße Phase geht und ein gemeinsames Wandern auch wegen der immer größer werdenden Anfahrtswege nicht mehr so einfach machbar ist. Also werden wir einen Teil des ersten Abschnittes auf die verbleibenden freien Wochenenden bis Juni verteilen, um dann von Graz aus gemeinsam 2 Wochen lang Richtung Westen zu ziehen.

Diese Vorbereitungsphase hat auch noch einen zweiten Grund: Während der Großteil der Tour inzwischen durchgeplant ist, bin ich mir immer noch nicht sicher, welche die schönste Verbindung zwischen Wien und Graz ist. Da gibt es mehrere Möglichkeiten, und die möchte ich mir ansehen. Eine davon ist der Weg über den Semmering – Astrid nennt das passenderweise die “Kyselak-Variante”, was ich sofort übernommen habe.

Am 01er

Im Wienerwald darf man sowieso ein wenig früher am Boden sitzen. Denn auf den Hügeln zwischen Wien und Schneeberg ist es bereits seit einem Vierteljahr mehr oder weniger grün. Weshalb ich für die erste Probetour das Wiener Anfangszipferl vom Österreichischen Weitwanderweg 01 gewählt habe, welches vom Stadtrand Richtung Schneeberg verläuft.

Begonnen wird also am Westrand von Perchtoldsdorf – einem beliebten Einstiegspunkt in das Abenteuer Wienerwald.

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Ohne besonders erwähnenswerte Steigungen, die sich jedoch am GPS auf erstaunliche 700 Höhemeter hinauflizitieren, durchquert man etwa einen halben Tag lang bärlauchschwangere Laubwälder …

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… um dann irgendwann in Heiligenkreuz vom Wald ausgespuckt zu werden. Am Ortsfriedhof liegt Mary Vetsera, doch auch Theodor von Tannbruck, der gleich dahinter zur letzten Ruhe gebettet wurde, kann die Phantasie eines einsamen Wandersmannes gehörig beflügeln.

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Nach Mayerling geht’s ein letztes Mal – und ausnahmsweise etwas steiler – bergauf, bevor bei der Ruine Arnstein die ersten berühmten Peilsteiner Kletterfelsen aus dem Boden sprießen.

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Mein Tacho zählt bereits 30 Kilometer. Zu blöd, dass das Peilsteinhaus gleich zwei Tage die Woche geschlossen hat, aber da ich ein Zelt im Rucksack habe, lasse ich kurz vorher eine alternative Herberge hinter mir …

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… und freue mich recht, trotz Ruhetag die Wirtsleute anzutreffen, die mir mit Bier und Wasser aushelfen. Wasser gibt’s beim Peilsteinhaus übrigens immer (gleich neben der Eingangstür – ein Service, an dem sich andere Hütten ohne Versorgungsprobleme gerne ein Beispiel nehmen können …!) (Anmerkung: Zwischen Wien und Puchberg haben Montag/Dienstag alle Hütten entlang des Nordalpenweg geschlossen, das sind neben der Peilsteinhütte namentlich die Kammersteiner Hütte, das Waxeneckhaus sowie die Gauermannhütte. An diesen Tagen gibt es bei keiner der drei Hütten Wasser oder eine Nächtigungsmöglichkeit. Das Peilsteinhaus sowie die nahe gelegene Teufelsteinhütte sperren zudem mitten im Hochsommer für etliche Wochen zu. Der Starttermin am Nordalpenweg will also gut gewählt sein!)

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Am Peilsteingipfel, oder besser gesagt, ein wenig darunter, lerne ich Andi kennen, und auch Harald, der mir beim ersten Sichtkontakt aus der Wand ein “Klar kannst fotografieren, aber lass mi g’schwind noch mein Hauberl zurecktzupfen, damit i auch was gleichschau!” zuruft.

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Zweidrei Mal pro Abend gehen die beiden rauf und runter, je nachdem, wie viel Zeit der Job in Wien bzw. die tägliche Pendlerei erlaubt. Während ihres zweiten Ganges richte ich mir das Nachtlager her – mein nagelneues 1-Personen-Zelt, ein Hilleberg Akto, wird heute feierlich eingeweiht. Der Platz ist genial …

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… weil ich gerade einmal drei Meter von den Peilsteinwänden entfernt der Sonne dabei zusehen kann, wie sie sich von mir verabschiedet.

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Vom zweiten Tourentag gibt’s nicht viel zu berichten, einzig die Info, dass man auf der Berndorfer Schihütte recht früh einkaufen kann, ist vielleicht für den einen oder anderen interessant.

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Auf dem (aber wahrscheinlicher auf der) Hohen Mandling stand einst – also bis zu einem Brand im 2007er Jahr – die Berndorfer Hütte genau dort, wo ich auch heute meine Zelt-Heringe in den Boden stecken würde, WENN ich nicht schon wieder seit in der Früh keine Möglichkeit mehr gehabt hätte, an Frischwasser zu kommen. So macht Spaghettikochen keinen Spaß! Also steige ich nolens volens nach Reichental zur Gutensteiner- (auch Piestingtal-)bahn ab, die mich zu einem Quartier bringt. Denn auch die talnahen Pensionen am Weg starten erst in einigen Wochen in die Sommersaison, und in Ortsnähe zelten mag ich nicht.

Auf der Hohen Mandling lasse ich vorher noch 45 Minuten liegen – das musste einfach sein, hatte ich doch genau dort, bei diesem schönen Rastplatz’l, das einzige Sonnenfenster des Tages.

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Hätte ich 43, und nicht 45 Minuten gerastet, wäre sich auch der erste Zug nach Piesting ausgegangen. So wurde es halt der nächste, der mich eine verschmerzbare halbe Stunde später ins Quartier brachte. Die Fahrt mit der Piestingtalbahn entlang der vergleichsweise kurvigen Strecke war (um günstige 1,30 Euro) sowieso eine Aufwertung dieses Tourentages.

Am nächsten Morgen setze ich meine Tour beim Bahnhof Reichental fort, wo sich gleich nach Erklimmen eines ersten, kleinen Hügels der zweite, etwas größere Hügel auf dieser Etappe zeigt: Über die linke Bildhälfte erstreckt sich die Dürre Wand, die es heute von links nach rechts zu überqueren gilt.

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So ein Überquerungs-Projekt bedarf einer grundsoliden Vorbereitung.

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… die es mir ermöglicht, in etwa 2,5 Stunden zur Gauermannhütte aufzusteigen. Auch dort ist unter der Woche leider chiuso, doch die Aussicht ist großartig. Der Ort am linken Bildrand ist Pernitz (danke, Bernsie!), in der Bildmitte steht das Schnitzelparadies von Waidmannsfeld.

Mit dieser Aussicht beende ich diesen Bericht, denn der Abstieg vom Katharinenschlag nach Puchberg verlief am Forstweg und dementsprechend ereignislos.

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Last modified: 2. Mai 2023
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