Der erste Teil der Reiseberichterstattung ist mittlerweile gut abgelegen – höchste Zeit also, den Abschlussbericht nachzureichen.
(Hier geht’s zu Teil 1)
Unser erster und naturgemäß einziger Versuch, die Tour in einem Abwasch zu erledigen, endete im November 2011 auf der Burg Plankenstein nahe Scheibbs, als uns klar wurde, dass man um diese Zeit rund um den Ötscher Besseres zu tun hat, als auf einsame, vom Nebel aufgeweichte Wanderer mit lehmverschmierten Sohlen zu warten.
Also 2012 weiter? Da hatten wir wieder alle Ausreden: Im Frühsommer war keine Zeit, da kam uns der Alpe Adria Trail in die Quere. Auch im Spätherbst 2012 ging aufgrund des zeitigen Wintereinbruches nix. Was aber nicht so schlimm war, da uns die verschneiten Berge eine schöne Woche am Nordwaldkammweg bescherten.
Also 2013. Wieder erst spät im Herbst starteten wir in Scheibbs in den mittleren Abschnitt des Nord-Süd-Weges. Dazu gehört alles zwischen Ötscher und Mur. In Gebirgsgruppen gesprochen, fallen da die Ybbstaler Alpen, die Hochschwabgruppe sowie die Eisenerzer Alpen hinein. Ersten Bergkontakt nach Scheibbs hatten wir am Hochbärneck, einem Alpengasthof, wo wir – obwohl die einzigen Gäste – sehr freundlich aufgenommen wurden. Spät abends kam dann noch ein Jäger vorbei, der sich im Gastzimmer einquartierte, um beim ersten Sonnenstrahl draußen bei der Gams zu sein.
Wir gingen es gemütlicher an, daher war nach dem Frühstück auch keine Gams weit und breit, dafür aber die zweiten und dritten Sonnenstrahlen.
Quer durch den Naturpark Tormäuer ging es anfangs durch den Erlaufgraben, später durch Wald und herbstlich einsame Weiden auf Lackenhof zu …
… ohne besonders viele Höhenmeter zu machen.
Die kommen auf dieser Etappe nämlich erst zum Schluss. Von Lackenhof geht’s etwa 600 Höhenmeter hinauf zum bemerkenswert unfreundlich geführten Ötscherschutzhaus, wo wir gleich am Nachmittag noch schnell auf den Ötscher gegangen sind, um dort solange wie nur irgendwie möglich bis zum Sonnenuntergang zu bleiben.
Ein Dosenletscho (€ 12.90) später ging’s in die Schlafgemächer, die wir uns ab ca. 4 Uhr morgens mit den Teilnehmern einer 50er-Geburtstagsfeier teilten.
Am nächsten Tag ehestmögliche Flucht nach vorne – die schöne Kesselwanderung, die uns im Halbkreis zur gegenüberliegenden Gemeindealpe führte, brachte den nötigen Abstand zur vorangegangenen Nacht ….
… wofür wir sehr dankbar waren.
Ein kurzer steiler Aufschwung führt auf den Gipfel, wo sich hinter dem nagelneuen Terzerhaus das Gipfelkreuz versteckt. Hinunter ins Tal gelangt man wahlweise zu Fuß, mit einer Seilbahn oder über die ziemlich cool aussehende GoKart-Strecke.
Wir sind zu Fuß über die GoKart-Strecke hinunter, was die denkbar blödeste Kombination ist … 🙂 Doch auch so gelangt man an den Erlaufsee, und an dessen Ostufer ist man beinahe schon in Mariazell angelangt.
Das war unser erster Fußmarsch nach Mariazell … inzwischen sind ein paar weitere dazugekommen, schon bald vielleicht werden wir auch bei Maria Ganser einkaufen dürfen.
Tags darauf ging’s über – uns sehr gut – bekanntes Terrain auf den Herrenboden und weiter aufs Niederalpl. Ständiger Regen war unser Begleiter. Zu allem Überfluss erfuhren wir vorm Aufstieg auf die Veitsch, dass das Meranhaus gerade renoviert wird, und es daher nur das notwendigste zu essen gibt. Alle in Frage kommenden Ausweichquartiere rundherum waren geschlossen … Jagdsperre, eh schon wissen.
Die Tour auf die Veitsch konnten wir sogar im November noch nachholen. Doch diesmal hieß es umdisponieren und ein Taxi nach Seewiesen nehmen, nicht ohne dem Weitwandererdenkmal unseres Alpenvereinssektions-Gründers Carl Hermann einen Besuch abzustatten.
Beim Gasthof Schuster in Seewiesen ging gerade ein turbulenter Ausflugs-Sonntag zu Ende, und die Chefin hing verständlicherweise ein wenig in den Seilen. Weshalb wir uns auf ein selbstbestimmtes Abendprogramm verständigten: Ausgerüstet mit dem Schlüssel zum Zählwerk der Kegelbahn sowie der Erlaubnis, bei Bedarf die Theke zu plündern, richteten wir (uns) das erste Kegelturnier auf einer Weitwandertour aus. Danke an die Schuster’s an dieser Stelle fürs Vertrauen!
Frau Schuster verabschiedete uns am nächsten Morgen mit den Worten: “Aaah wenn Ihr ja eh aufs Schiestlhaus raufgeht – für den Hüttenwirt ist mit der Post ein Paket gekommen, könnt Ihr das mit raufnehmen?”
Was antwortet man am besten in so einer Situation? 🙂
Glücklicherweise hat sich aber gleich rausgestellt, dass in der erstaunlich groß dimensioenierten Schachtel nur eine einzelne winzig kleine Schraube drinnen ist, die man offenbar in einem Geschirrspüler gut gebrauchen kann. So ging’s also mit unwesentlich mehr Gepäck als sonst ins Seewiesental.
Das Wetter wurde nicht wirklich besser – was uns aber im aussichtsreichen Gastraum des Schiestlhauses nicht viel ausmachte.
Gemeinsam mit einer Weitwanderin, die von Wien aus den 01er in Arbeit hatte, vereinbarten wir für den nächsten Morgen einen frühen Start, um den Sonnenaufgang am Hochschwab zu erleben, von dem wir schon so viele schöne Bilder gesehen haben.
Ein Thermofrühstück wartete bereits auf uns …
… sodass wir pünktlich raus und auf den Gipfel kamen. Mehr als ein “Zuzwinkern” ging sich jedoch nicht aus an diesem Morgen.
Die Sicht am Gipfel wurde sehr rasch immer schlechter, und so war auch gleich klar, warum die Entfernung zum Fleischerbiwak stellenweise in Schritten angegeben ist. Unter der Nebeldecke war’s jedoch sehr nett …
… und bei der Sackwiesenalm beinahe schon sommerlich.
Hier ein Foto vom Winterraum der Sonnschienhütte – interessant für alle, die auch während der Jagdsperre auf den Schwoben wollen.
Weiter ging’s rund um die Frauenmauer zur Leobnerhütte, wo wir dank eines Selbstbedienungsbrunnens ein Weilchen sitzen blieben, bevor wir nach Präbichl abstiegen. Hier endete – erneut eher unvorhergesehen – unser zweiter Tourenteil: In der Nacht ging der Regen in Schneefall über, und der Aufstieg auf den Reichenstein erschien nicht mehr ratsam.
Wieder mussten zwei Jahre verstreichen, bis wir im Sommer 2015 endlich weitermachen konnten. Diesmal allerdings nur in Form einer Tagestour. Vom Präbichl rauf ….
… sehr nette Aufnahme durch die Belegschaft der Reichensteinhütte …
… und Abstieg über die Fortsetzung des 05ers Richtung Krump- und Hirnalm.
Nun fehlte nur mehr die Lücke zwischen Trofaiach und dem Mugelschutzhaus. Das klang nach klassischem Wintersport, weshalb wir im verbleibenden Sommer auch keinen Gedanken mehr daran verloren. Und so kam es, dass bereits der Feber 2016 Einzug hielt, bevor wir uns endlich ins Murtal aufmachten, um den letzten Kilometern am “Nord-Süd-Weg” erfolgreich zu Leibe zu rücken.
Schön war’s!
GPS Daten gibt’s auf Anfrage (sind noch ungeputzt).