Vom Mariazellerland ins Mostviertel
(47 km, ca. 2200 hm, 2 Tage)
Der rund 550 km lange Nord-Süd-Weg zählt zu den ältesten Weitwanderwegen der Monarchie. Er ist so alt, dass sogar ich ihn bereits das zweite Mal in Arbeit habe – von den letzten mir fehlenden 50 Kilometern zwischen Waldviertel und der Südsteiermark soll dieser Bericht handeln.
Diese Lücke hatte ich zum Jahreswechsel 2023/2024 aufgerissen, wo ich mir als Silvestergeschenk die Tour von der Donau nach Mariazell geschenkt hatte, dann aber wegen plötzlichem Wetterumschwung vorm Ötscher abbrechen musste (und gut war’s – der Originalverlauf ist im Winter nicht vernünftig begehbar).
Diesmal gehe ich’s umgekehrt an, einfach weil’s weniger Anfahrt ist, also von Mariazell nach St. Anton bei Scheibbs.
Los ging’s um 07:30 am Mariazeller Bahnhof – mit freiem Blick auf den Tagesgipfel, der Gemeindealpe.
In einer Dreiviertelstunde ist man drüben beim – um diese Jahreszeit – völlig einsamen Erlaufsee.
Vom Ufer geht’s gleich zackig ran und die Höhenmeter schmelzen dahin.
Etwa 3 Stunden ab Gnadenmutter steht man dann oben am Schiberg der “Hochsteirer” (so nennen sich die touristisch genordeten Bewohner des Mariazellerlandes).
Ein letzter Blick Richtung Erlaufsee …
… und weiter geht’s, die Nase streng gen Nordpol ausgerichtet. Ein superschöner, einsamer Almabschnitt wartet auf mich …
… mit einigen verlassenen Jausenplätzen. Doch da die Hütten hier alle einen Erdkeller zu haben scheinen, gibt es auch bei den ansonsten schon eher frischen Temperaturen noch Getränke zur Selbstversorgung.
Andere Almen wirken menschenleer, geradezu unbetreut. Bei dieser Hütte zum Beispiel wird man über kurz oder lang nicht umhinkommen, sich das Dach näher anzuschauen.
Nächstes Ziel: Riffelsattel …
… das ist der hier links zwischen Kleinem und Großen Ötscher.
Der Weg ist stellenweise beschwerlich – die Unwetter vom Herbst sind noch nicht verdaut.
Irgendwann ist aber auch dieses Zwischenziel erreicht. Ein letzter Rückblick zur Gemeindealm, und es geht runter zum Tagesziel Lackenhof.
In Lackenhof bin ich nun bereits zum vierten Mal in der Zwischensaison. Hier ist im Herbst der Tod daheim. Kein einziges Gasthaus hat geöffnet, keine einzige Pension vermietet Zimmer. Ich buche über Booking ein riesiges Appartment am Ortsrand, weil mir der Vermieter eine offene Pizzeria drei Häuser weiter in Aussicht gestellt hat. Das war natürlich alles eine Finte – keine Pizza, kein Supermarkt, kein Hofladen, keine Tankstelle … NIX.
Der ganze Abend wäre fast in Trübsal aufgegangen ….
… hätte ich in meiner Not nicht einfach bei einer Frühstückspension angeklopft in dem Ansinnen, Butter und Spaghetti zu erwerben. Erwartet wurde ich dort von einer total freundlichen ungarischen Gastgeberfamilie, die mich mit einem SUPER Gulasch nebst frisch gezapftem Bier in gute Laune versetzte.
–> Beim nächsten Mal dann – thx Ingyenes gyermek síoktatás 5-10 éves kor között !
So musste ich auch die Küche in meinem Quartier in Grünlage nicht anpatzen …
… und konnte am nächsten Morgen wie geplant um 05:30 aufbrechen.
Bald nach Lackenhof eine Wegsperre … ach was, wird schon nicht so tragisch sein, ich schau’s mir zumindest mal an.
25 Minuten später dann leider doch kein Weiterkommen. Am Foto sieht man das nicht, aber hier gab’s kein Drumherum – weder wollte ich darüber und schon gar nicht darunter vorbeikraxeln, es ist schon verflixt steil dort in den Tormäuern.
Also wieder zurück und über den längeren Panoramaweg weiter Richtung Schindlhütte …
… im bestens erschlossenen Naturpark Ötscher – Vordere Tormäuer.
Die Schindlhütte war nun gefühlt 15 Jahre geschlossen – ich habe sie jedenfalls noch nie offen gesehen, und ich komme hier seit 2011 vorbei. Nun hat sie erfreulicherweise wieder einen Pächter – im Feber ’25 geht’s hier weiter (wobei ich mich frage, wer um die Zeit in diese versteckte Ecke kommt – und warum … (?)
Für mich geht’s nun weiter hinein in den Naturpark und stets der Erlauf entlang.
Fein ist’s hier grad – kein einziges Auto überholt mich auf meinem Weg Richtung Hochbärneck. Dabei wäre es so leicht gewesen – die noch fehlenden 500 Höhenmeter zehrten bereits ein wenig an der Substanz.
Aber die kann man ja wieder auffüllen – das Schutzhaus am Hochbärneck ist (a) ganzjährig geöffnet, (b) vom Norden über eine Mautstraße anfahrbar und (c) unter sympathischer Führung. Auch das war 2011 schon so, wo wir am Abend, als die Wirtin ins Tal musste, einfach die Theke übernehmen durften und ich für ein paar Jäger, die später noch auftauchten, den Hüttenwirt machte.
Früher Nachmittag – es heißt Pfiati sagen, denn ich muß ja (a) noch 9 km runter ins Tal und (b) wieder retour zum Auto in Mariazell, nebst (c) danach noch nach Kärnten.
Aber auch das alles war zu schaffen, weshalb ich den “Tormäuer”-Abschnitt – und damit meine letzte Lücke bei der Zweitbegehung des Nord-Süd-Weges in mein Tourenbüchlein eintragen darf.
Weitere Infos zum NSW in seiner gesamten Länge gibt es hier
https://www.alpenverein.at/…/nord-sued-weitwanderweg.php
und hier:
https://www.alpenvereinaktiv.com/…/weitwander…/43462883/
… und das ist die Strecke (Höhenmeter sind noch nicht bereinigt, es sind etwa 1100 hm pro Tag.