Schon lange auf der Wunschliste – nun hat’s endlich geklappt: Die Überquerung der Latschurgruppe am Rupertiweg (Weitwanderweg 10). Die Latschurgruppe trennt das Drautal vom Weissensee, für eine Überquerung sind zwei Tage zu veranschlagen. Da es unterwegs keine Nächtigungsmöglichkeiten gibt, kam das Zelt mit ins Gepäck.
Begonnen haben wir die Tour bei der Goldeck-Bergstation. Puristen, die den Aufstieg zum Goldeck-Sendemasten von Spittal aus als Frage der Ehre sehen (Grüße an dieser Stelle nach Graz 😉 ) werden hier die Nase rümpfen, doch wir hatten vor, die eingesparten Aufstiegshöhenmeter gegen ein paar Gipfelsiege am Weg einzutauschen.
Den Anfang des Gipfelquartetts machte das Goldeck (2142 m). Die Bergstation der Goldeckbahn liegt ein paar Gehminuten unterhalb des Gipfels, der dank seines praktisch in ganz Oberkärnten sichtbaren Antenne auch unter Nicht-Bergfexen einen hohen Bekanntheitsgrad genießt. Von hier aus führt ein im Sommer direkt am Berggrat verlaufender Steig zum Gipfel des Martennock (2039 m) mit seinem überdimensionalen Gipfelkreuz. Im Winter weicht man hier gerne auf die in der Südflanke verlaufende Gipfelstraße aus – denn die steilen Wände auf den Nordflanken aller Latschurgipfel verlangen auch hier einen kleinen Respektabstand.
Vom Martennock geht es über das Seetal (1883 m) weiter Richtung Kapelleralm (1854 m). Uwe g. i. H. hat seinerzeit dem Standort mit seiner Liftanlage und dem Ausflugsrestaurant eine Subventionszusage zur Erweiterung der Mautstraße gemacht, doch wie das Kommentar an dieser Stelle treffend festhält, kam es dann anders.
Der Juni ist eine gute Zeit für Almrauschtouren …
… und so war auch die einzige bewirtschaftete Hütte auf der heutigen Etappe bald erreicht. Von der Gusenalm (1740 m) hat man Richtung Süden bereits einen guten Blick auf den Staff (2217 m), den wir uns als nächstes vorknöpfen wollten. Dass wir dann die Eckwand (2221 m) – hier in der Bildmitte – auch besteigen werden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Nach Faulkäsebrot und Apfelsaft ging’s erstmals heute ans Eingemachte. Vom Goldeck zur Gusenalm geht’s ja die meiste Zeit bergab, zum Staff sind nun die ersten Aufstiegshöhenmeter dran. Rund zwei Stunden braucht man bis zum Gipfel. Die letzten Meter sind etwas steiler, doch alles in allem ist die Tour unschwierig.
Vom Gipfel ging’s wieder hinunter bis zur Karscharte. Dummerweise haben wir beim Aufstieg unsere Rucksäcke hier deponiert – in der falschen Annahme, dass wir hier ohnehin nochmals vorbeimüssen. Den quasi ebenen Quergang über den Kopasnock haben wir – wohl wegen der den ganzen Tag außerordentlichen Hitze – unverständlicherweise übersehen. Beim Raufschnaufen zum Sattel hatten wir die imposante Eckwand stets zu unserer Rechten. Kurzerhand beschlossen wir, diesen Mugel auch noch mitzunehmen, immerhin trennten uns am Sattel nur 150 Höhenmeter vom Gipfel.
Seine Besteigung sollte auch eine kleine Entschädigung sein, dass wir den Latschurgipfel an diesem Tage nicht mehr erreichten, denn inzwischen war es bereits Abend geworden, und die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz rückte in den Vordergrund. Doch mit einem Blick über den Sattel drüber war klar, wo die weitere Reise hinführt: Der waldfreie Höhenrücken in der linken Bildhälfte – die Stosia – erscheint machbar und VIEEEELEICHT – so zu diesem Zeitpunkt noch unsere Hoffnung – findet sich dort auch ein wenig Wasser – denn das ist hier in der Latschurgruppe äußerst knapp.
Die Hoffnung auf einen Brunnen hatte sich leider nicht erfüllt, so mussten wir bereits beim Abendessen äußerst sparsam mit den restlichen 2 Litern umgehen. Der heiße Tag verlangte seinen Tribut, und die geplante Spaghettiparty musste mangels Trinkwasser ausfallen. 1,5 l Wasser wurden zum Abendessen getrunken, der Rest ging am nächsten Morgen für Kaffee und Tee drauf. Nach 11 Stunden on Tour zogen wir uns noch vorm Finsterwerden ins Zelt zurück.
Der nächste Tag begann mit dem Sonnenaufgang um etwa 05:30.
Von hier führt ein Weg zur einfach bewirtschafteten Techendorfer Alm, wo wir von den netten Wirtsleuten Apfelsaft und Kaffee bekamen und unsere Trinkbeutel auffüllen konnten. In rund zwei Stunden geht’s von hier hinunter zum Weißensee-Ostufer. Der Rupertiweg verläuft zwar direkt nach Techendorf, doch die Weißensee-Schifffahrt, die zwischen Ostufer und Techendorf pendelt, übte die größere Anziehungskraft aus.
Die Rückreise zum Auto gestaltete sich abwechslungsreich: Mit dem Boot nach Techendorf, mit dem Ruftaxi nach Greifenburg im Drautal, und von dort mit der OEBB zurück nach Spittal. Klingt aufwändig, doch es ist nicht unbedingt die schirchste Art zu reisen, und gehört somit irgendwie dazu zu dieser großartigen Tour, die uns zwar nicht buchstabengetreu den Rupertiweg entlangführte, doch darum geht’s ja eh nicht.
Graz grüßt zurück! Wieder ein Aufstieg, zu dem du mir irgendwann einmal keine Informationen geben können wirst… 😉
Schöne Fotos, schöne Gegend und feiner Zeltplatz – danke für’n Bericht!
Liebe Grüße an euch zwei!
Gert
[…] ein fröhliches Gipfelhüpfen aussehen könnte, darüber haben Martin und Fräulein A. vor Jahren eine hübsche Abhandlung verfasst (Floridsdorf sei herzlichst gegrüßt an dieser […]