Warum der Arnoweg als Salzburger Landesrundwanderweg überhaupt nach Kärnten führt, lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass der Namenspatron Arno dereinst im 8. Jahrhundert in kirchlichen Angelegenheiten auch für Karantanien zuständig war. Immerhin war das Erzbistum Salzburg ja bis in die Neuzeit hinauf für Kärnten nördlich der Drau zuständig – so gesehen dürfte der Salzburger Landesrundwanderweg auch bis Lavamünd gehen, und alles wäre rechtens.
Doch zurück zur Gegenwart: Höhepunkt der zweitägigen Durchquerung der Goldberggruppe ist der Hohe Sonnblick samt Observatorium der ZAMG. Das sind die, die mit der Wettervorhersage null und nix zu tun haben – “Wenn ich wissen will, wie’s Wetter wird, schau’ i genauso wia Ihr auf meim’ Handy nach.”, so unser technisch versierter und seit 26 Jahren auf über 3000 m arbeitender Guide. Denn auf dem Sonnblick werden in erster Linie klimarelevante Langzeitreihen aufgezeichnet – und nix prophezeit.
Noch etwas gebeutelt von den gestrigen Kreislaufs-Eskapaden (und noch vielmehr von der spannenden Auffahrt zum Zirmsee mit meinem gutgelaunten Bergführer, der die kriminelle Straße “schon 1000 Mal” gefahren ist, finde ich mich – noch etwas knieweich – um 07:00 am unteren Rand des Gipfelaufbaues wieder.
Von hier begleitet mich der sympathische Peter Suntinger – Kontakt übers Bergführerbüro – hinein in den Nebel und hinauf Richtung Kleinfleiß-Kees. Für die zweite Vormittagshälfte sind Niederschläge angekündigt, und da Peter alleine wieder über das Kees retour muss, ist Eile geboten, damit der Regen nicht die ins Eis gekratzte Aufstiegsspur verwischt.
So benötigten wir auch tatsächlich nur knappe 2 Stunden und waren damit schon vor 9 h in der warmen Stube. Peter verabschiedete sich nach einem zweiten Frühstück und gab etwa 50 min später die Gutmeldung vom Gletscherfuß durch.
Mir blieb damit ein weiterer Tag, um wieder Kraft zu tanken …
Tagsüber hatte ich die warme Stube meist für mich alleine …
Erst am Abend werden zwei weitere Nächtigungsgäste eintrudeln – ein Pärchen aus Oberösterreich, mit dem ich nebst toller Führung durch das Observatorium – vielen Dank, ZAMG! – einen gemütlichen Abend verbrachte.
Am Bild das Windmessgerät im Alten Turm, den wir ausnahmsweise auch betreten durften – das geht auch nur mit drei Leuten, denn mehr haben da nicht Platz 🙂
Am nächsten Morgen verheißt der Blick aus dem Zimmerfenster bereits Supergutes. Am Vorabend hat Hüttenwirt Andi die genaue Sonnenaufgangszeit mit 06:23 durchgegeben, sodass ich bereits kurz vor davor aufgeregt vor der Hütte patroullierte.
Pünktlich laut Plan ging das Spektakel los …
Erstmals zeigt sich der gesamte gestrige Aufstiegsweg, der sich etwa von rechts hinten nach links vorne zieht. Im Hintergrund der wolkenlose und bereits sonnenbeschienene Großglockner:
Auch die Spalten zeigen sich noch deutlicher, als sie es gestern im Nebel getan haben. Gut so … oder auch nicht … weiß nicht
Die Nacht blieb frostfrei, so stellte sich kurz nach Halbsieben beinahe sowas wie T-Shirt-Wetter ein. Auch bei den Meteorologen wird schon fleißig gewerkelt …
In der Zwischenzeit hat uns Hüttenwirt Andi ein Bombenfrühstück hingestellt, das uns noch ein Weilchen beschäftigt. Doch dann: 08 Uhr – das Tal ruft! Für meine zwei Mühlviertler Bergfreunde und mich steht nun der teilweise recht exponierte Abstieg zur Rojacherhütte auf dem Programm. Immer dem Grat entlang geht es – mal mit mehr, mal mit weniger Puffer zur den Steilwänden linksrechts – zu den Resten des Goldbergkees’ hinunter.
Wie ich es schon von den Weitwanderwegen der Region kenne, leisten die Wegewarte der AV Sektion Rauris hervorragende Markierungs- und Sicherungsarbeit, sodass wir nie größere Schwierigkeiten zu meistern hatten und uns meist sorgenfrei am Blick zum Kees laben konnten:
Auf der Rojacher Hütte (ständig bewirtet, 10 Lager) gönnen wir uns eine erste Pause …
… und geben uns bereitwillig dem Rauriser Charme früherer Zeiten hin.
Doch bald geht es weiter Richtung Schutzhaus Neubau …
… wo sich unsere Wege trennen – Fraktion Oberösterreich steigt nach Kolm-Saigurn ab, während ich zum Niedersachsenhaus aufsteige. In meinem über 20 Jahre alten Arnoweg-Führer wird der direkte Weg zur Riffelscharte wegen Steinschlaggefahr umgangen – der Weg wird jedoch inzwischen wieder betreut und ist durchgehend markiert. Kurz vor der nächsten Hütte ein letzter Rückblick in das einstige Bergbaugebiet des Gewerken Ignaz Rojacher, der das Sonnblick-Observatorium begründet hat. Zwischen den Wolken taucht noch einmal der Sonnblick-Gipfel auf:
Auf dem Niedersachsenhaus gibt’s eine Stunde später Spaghetti und Bier – der innere Hausfrieden ist wiederhergestellt.
Der Abstieg durchs schöne Stiglitztal bringt mich zum Valeriehaus in Sportgastein, wo ich diese Etappe – und damit meine Durchquerung der Hohen Tauern – beende. Geologisch stimmt das zwar nicht so ganz, doch da mit heutigem Tage die Steigeisen aus dem Rucksack fliegen, ist das für mich nun so, Punkt