Die ÖAV Sektion Feldkirchen/Kärnten hat eine Tour auf den Grintovec ausgelobt. Na dann – nix wie hin!
Abfahrt war kurz nach 5:00 in Feldkirchen. Über Eisenkappel – Seebergsattel – Zgornje Jezersko und hinein in den Talschluss der Ravenska kocna wurde der Hüttenparkplatz angesteuert, von dem es in einer guten Stunde über einen gut versicherten Steig hinauf zur Češka koča (1542 m) ging.
Das folgende Übersichtsbild zeigt sowohl den letzten Teil des Weges zur Hütte (bis zum 90-Grad-Knick) als auch den folgenden Aufstieg durch die Nordwand (Wegskizze und gut kommentierter Bilderbericht (c) ÖAV Sektion Wolfsberg)
Ein bis zum Rand mit Laško gefüllter Hüttenbrunnen lässt die Vorfreude der Gruppe auf den After-Work-Ritschert ins Unermessliche anschwellen. Zu diesem Zeitpunkt war der Plan, dass ein Teil der Gruppe die Überschreitung der Gebirgsgruppe wählen wird, noch nicht einmal andiskutiert – weshalb ich mich noch ordentlich mitfreute.
Frohen Mutes verließen wir (nach Auffüllen der Wasserflaschen mit dem unerwarteten, eiskalten Quellwasser) die Waldzone, um uns bald nach der Tschechenhütte dem Unteren Feld (Spodnje Ravni) zu widmen.
… welchselbiges, so wie sich das in steilen Nordwänden gehört, bald dem Oberen Feld (Zgornje Ravni) wich.
Hier war es dann auch an der Zeit, die Stöcke wegzupacken. Ein kleines, aber lästiges Schneefeld zwang uns schon beim Einstieg in den Fels, für einige Höhenmeter den markierten Weg zu verlassen und eine neue Variante zu erschließen.
Bald jedoch waren wir wieder steil am Seil und gewannen rasch an Höhe.
Im Rückblick der zweitplatzierte Gupf der Kamniške Alpe, die 2540 m hohe Jezerska Kočna:
Etwa 1 1/2 Stunden dauert unser Aufstieg durch die Felsbänder der Nordwand. Stark exponierte Stellen sind meist seilgesichert, manchmal müssen aber auch die (griffigen und verlässlichen) Felssporne entlang des Steiges reichen.
Auf 2334 m erreichen wir dann den Mlinarsko sedlo, und damit die sonnige Südseite des Steiner-Alpen-Kammes. Ein durchgehender Gratwanderweg verbindet den östlichen Gipfel der Skuta (2532 m) mit unserem Gipfelziel Grintovec im Westen. Vom Sattel weg erwartet uns eine exponierte Kraxelei über mehrere spektakuläre Felsgipfel …
… mit beeindruckenden, nicht enden wollenden Tiefblicken ins Seetal.
Inzwischen hat sich unsere kleine feine Runde gut an das Gelände gewöhnt, und wir rackern uns einigermaßen vertrauensvoll dem Gipfel entgegen.
Die Hände wechseln dabei ständig zwischen Seil und Fels.
Das letzte Stück zum Gipfel schickt uns nochmals durch ein steiles Geröllfeld …
… und abschließend über eine Eisenstift-Leiter hinauf …
… zum Gipfel mit seinem herrlichen Ausblick auf alles, was wir uns durch diesen Aufstieg verdient haben.
Die immer fleißigen slowenischen Bergfexe stehen uns am Gipfel bei den Beratungen zum weiteren Tourenverlauf mit Einheimischen-Wissen hilfreich zur Seite. So war auch bald der Entschluss gefasst, dass sich ein Teil der Gruppe über den Nordweg zurück zur Tschechenhütte begeben, ein kleines Grüppchen – dem auch ich angehöre – hingegen die Nord-Süd-Überschreitung in Angriff nehmen wird.
Vorher jedoch wird am Gipfel noch die Aussicht in alle Richtungen genossen …
… sowie das ständige Spiel zwischen Himmelblau und Nebel abgeknipst …
… bevor uns ein Blick auf die Uhr dann doch zum Aufbrechen gemahnt. Immerhin waren wir bereits seit knapp 6 Stunden unterwegs, und der Abstieg ist in beiden Richtungen wohl nicht unter 3-4 Stunden abzuspulen.
Auf der Südseite erwartete uns erwartungsgemäß erst einmal viel Schotter …
… der jedoch bald in die wohlbekannten grün-weißen Almwiesen der Sanntaler Alpen überging. In der Bildmitte die Cojzova koča na Kokrskem sedlu (1793 m), die uns am Gipfel als Zwischenziel genannt wurde. Wir haben sie uns in Ermangelung tiefgehender Kenntnisse des slowenischen Idioms als Kokosnusshütte gemerkt:
Ebendort hatten wir so unverschämt viel Glück, wie man es auch nur dann hat, wenn man in der Tourenplanung auf ebensolches angewiesen ist: Auf der Hüttenterrasse lernen wir Miha kennen, der sich zu allererst als sympathischer Gesprächspartner, und baldfolgend als hervorragend Deutsch sprechender Regionskenner zu erkennen gab.
Gemeinsam nahmen wir die “letzte Meile” – die uns noch weitere zwei Stunden beschäftigen sollte – in Angriff: Wie eine Gämse sprang Miha für und vor uns – wegweisend – zum nächstgelegenen Parkplatz hinunter …
… wo wir uns – nach den 1650 Höhenmetern rauf und runter – dann doch schon recht freuten, dass nun alle Seile, Stifte und Schotterfelder endlich hinter uns lagen.
Die Frage, wie wir nun zu unserem Auto bei der Materialseilbahn der Češka koča zurückkommen, hat Miha “ungefragt” ganz selbstlos beantwortet – und so fanden wir uns eine halbe Stunde später auf der superfeinen Terrasse des Restaurants am Planšarsko jezero wieder, wo ich schon vor Jahren einmal vor dem Verdurscht’n gerettet wurde.
Genau dort brauchten wir nun nur mehr warten, bis das Team Nord wieder zu uns stieß.
Bleibt mir abschließend nur die Laudatio: Danke an Miha, danke an meine wegbegleitenden “Nord-Süd”-Tourenmädels Martina & Sigrid, und danke an Lexe & Walter für die Organisation dieser großartigen Tour!