Written by 20:10 07 Ostösterreichischer Grenzlandweg, Österreich, Niederösterreich, Tourtagebuch, Weitwandern, Winter • 2 Comments

Thayatalweg 630: Retz – Waidhofen an der Thaya

4 1/2 Tage, ca. 100 km

Nachdem ich voriges Jahr feststellen durfte, dass der Feber geradezu per-fekt für den Österreichischen Weitwanderweg 07 ist, habe ich auch im diesjährigen Winter ein paar Tage in Niederösterreich eingeplant. Eigentlich hätte es – auch gleich wie im Vorjahr – bereits über den Jahreswechsel eine Wanderwoche geben sollen, aber die dauerte krankheitsbedingt nur zwei Wandertage (und war damit insgesamt um 2 Stunden kürzer als die An- und Abreisezeit von Wien ins Waldviertel und retour …).

Start für den zweiten Anlauf war Retz im Weinviertel, wo der Thayatalweg 630 für uns seinen Ausgang nimmt. Es gibt dort zwar keine Thaya – genaugenommen gibt’s dort überhaupt keinen Fluss, auch keinen Bach, aber der ca. einwöchige Wanderweg hat seinen Endpunkt nunmal in Retz, punkt. Allerdings starten Wanderer normalerweise nahe der Quelle und folgen der Thaya flussabwärts. Das habe ich allerdings vor 15 Jahren schonmal gemacht, weshalb es diesmal die Gegenrichtung wurde.

Vom Stadtplatz in Retz, wo meine Semesterferien vor einem Jahr endeten, ging es schnurstracks zum Beginn des Weges …

… und weiter am Wahrzeichen von Retz vorbei in die Weinberge.

Im Frühjahr (…) und im Herbst schaut’s hier ziemlich gleich aus.

… aber der Reif am Thaya-Ufer lässt eine etwaige Verwechslung mit einem lauen Septemberabend erst gar nicht aufkommen.

In den Etappenzielen erwartet uns die übliche Szenerie der Zwischensaison: Die Lokale sind geschlossen, und Quartiere gibt’s eher bei Privatvermietern. Niemand beheizt hier einen Gasthof-Zimmertrakt für die Hoffnung auf einzwei Wanderer, die sich um die Jahreszeit in den hohen Norden verirren.

Damit sind es eher Ferienwohnungen, wo man im Feber unterkommt. Auch nicht schlecht, man muss halt die Logistik im Auge behalten (wo ist der letzte Supermarkt auf der Strecke? Hat er eh geöffnet, wenn wir dort sind? Oder gibt es einen Pizzadienst in der Nähe? etc.)

In Hardegg gab’s nichts von alledem, aber einen Getränkekühlschrank, den gab es. Aber unsere nette Vermieterin (Pension Thayatalblick) hat uns aus dem Nachbarort gutes Essen von einem griechischen TakeAway mitgebracht …. the trail provides!

Nächster Morgen, Traumwetter und beinahe T-Shirt-Temperaturen. Vor dem Abflug kurz noch die Burg Hardegg besucht …

… um dann den schönen Abschnitt der Thaya flussaufwärts Richtung (Stift) Geras unter die Wanderschuhe zu nehmen.

Schon in der Früh prächtige Stimmung am Grenzfluss. Die zwei Schwäne waren die Draufgabe.

Die Sonne spielt auch mit …

… und macht auch die – regelmäßig eingestreuten – Asphaltabschnitte einigermaßen erträglich.

Ein Tag ganz nach meinem Geschmack – klassisches Weitwandern “auf weiter Flur”.

Wir sind auf einer mittelalterlichen Handelsroute unterwegs, auf der sich früher die Walzbrüder verschiedenster Fertigkeiten tummelten.

Unterwegs erfahre ich auf zahlreichen Infoschildchen, dass in Niederösterreich jährlich “Niederösterreichs schönste Gärten” prämiert werden.

Ich kann nicht anders, als diese Kleinode fotografisch zu dokumentieren.

Sogar beim Sieger in der Kategorie “Naturgärten” komm ich vorbei.

Tatsächlich sehr ansehnlich sind die zahlreichen Wegkreuze, Bildstöcke und Grenzsteine unterwegs, die teilweise bis ins 17. Jahrhundert zurück datiert sind.

Gebenedeit sind auch wir, das einfache Fußvolk.

Noch wissen wir nicht, dass uns in Geras alles Glück verlassen wird: Der Pizzadienst unweit des Quartiers hält weder seine Homepage, noch seinen Google Maps Eintrag aktuell, und hat einfach Ruhetag.

Alle Gasthäuser in Geras haben geschlossen, und – no kidding – das Stift verköstigt nur Fastende (…).

Unsere nette Gastgeberin (Privatzimmer Tiller) hätte uns sogar in den Nachbarort chauffiert oder uns eine Jause gemacht, aber wir hatten noch Reserven im Rucksack, und so reichte uns der Schlüssel zum Getränkekeller.

Am nächsten Morgen geht es zeitig nach Drosendorf, wo uns ein schicker Hauptplatz erwartet.

Vom aussichtsreichen Zentrum geht es etliche Höhenmeter hinunter und am Schloss vorbei retour zur Thaya.

Immer wieder kürzen wir den verschlungenen Verlauf der Thaya ab und gehen abschnittsweise übers Land, stets der Markierung des Thayatalweg folgend.

Es ist ein karges Land – um diese Jahreszeit …

Alle rund zwei Kilometer kommen wir an einer Mühle vorbei. Die meisten von ihnen wurden restauriert und wirken wie edle Landsitze.

Auch am vorletzten Tag bleiben wir den mehreren Tag über nahe der Thaya, und verlassen diese erst bei der mächtigen Ruine Kollmitz …

… um auf direktem Wege das Etappenziel Raabs anzusteuern. Hier erwartet uns (wieder) ein perfektes, großartig ausgestaltetes Nächtigungsdomizil (Ferienhaus Pollak).

Während wir uns im nahen Gasthof laben, rückt Unbill in Form einer Schlechtwetterfront heran – und bereits der nächste Morgen kündigt das Ende unseres Abenteuers an: Das bisschen Schnee ist zwar für das Weiterkommen kein Problem …

… es handelt sich schließlich nicht um mehr als einzwei Zentimeter. Dennoch legen die Umstände den Entschluss nahe, den “thaya-freien” Abschnitt zwischen Raabs und Dobersberg zu überspringen, und erst in Dobersberg fortzusetzen (Quartier: GH Schmidtmayer). Von dort gibt’s zwar bis Waidhofen auch nicht mehr viel von der Thaya zu sehen, aber die Strecke sieht auf der Karte ganz nett aus.

So kenne ich das Waldviertel vom Vorjahr, wo ich den Nord-Süd-Weg als Winteraufgabe auserkoren hatte.

Dummerweise hat der Kälte-Einbruch einen Gutteil des Schnees zu Eis gefrieren lassen. Oder eben auch nicht …

… womit die Wege entweder eisig oder gatschig waren.

Aber so weit war’s ja nicht mehr – das Ziel der Tour, Waidhofen an der Thaya, ist von Dobersberg nur mehr eine Halbtageswanderung entfernt, weshalb ich bereits zur Mittagszeit am Hauptplatz eintrudelte.

Ein kurzer Besuch beim empfehlenswerten Kirchenwirt Jöch ging sich noch aus – dort habe ich heuer den Silvesterabend verbracht (ebenfalls am Thayatalweg unterwegs seiend – allerdings nur zwei Tage, bevor ich krankheitshalber abbrechen musste).

Diesmal aber: Ende gut, alles gut! Um 13 Uhr sitze ich im Bus und trete die Heimreise an. Meine zweite Begehung des 07er- Weges ist nun vom Nebelstein/Waldviertel bis Wien komplett. Für die abgekürzten 10 km bei Karlstein wird sich in der Buckligen Welt sicher ein schöner Ersatz finden.

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Last modified: 14. März 2025
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