Written by 22:54 04 Voralpenweg, Österreich, Oberösterreich, Weitwandern • 4 Comments

HELL AIN’T A BAD PLACE TO BE

WW04 – Voralpenweg: Überquerung Höllengebirge (Schlafsacktour)
1. Tag: Ebensee – Rieder Hütte & Höllkogel (14 km, 1800 hm Aufstieg, 350 hm Abstieg)
2. Tag: Rieder Hütte – Hochleckenhaus – Kienklause (14 km, 600 hm Aufstieg, 1800 hm Abstieg)

Ich will mal gleich vorausschicken: Das war eine traumhafte, aber gleichzeitig auch die zachste Tour seit sehr sehr langer Zeit! Eine großartige Alpintour, die allerdings auch ihren Preis hat: Es gibt auf der gesamten Strecke nur eine einzige natürliche Wasserquelle, und die erst nach nach rund 1,5 Tagen …. und die Tour fand am heißesten Wochenende des Jahres statt! Schon beim Start in Ebensee hatte es knapp 30 Grad und es wurde auf den rund 1100 Höhenmetern bis zum Feuerkogel auch nicht wirklich kühler – wie der Name ja schon sagt.
Vorbereitungsarbeiten waren auch vonnöten: Vorm Abmarsch wurde ein Fahrzeug nach Weißenbach am Attersee gestellt, wo wir zwei Tourentage später vom Höllengebirge herunterzukommen gedenken. Mit dabei die rastlose Frau S., die mit stets guter Laune auch den logistischen Aufwand mit mir teilte.

Nach den 300 (!) Stufen, die den Wanderer aus der Ortsmitte von Ebensee rausführen, geht es durch schönen Laubwald hinauf in ins Skigebiet, das wir nach rund 700 Höhenmeter erreichen.

Nun geht es noch eine weitere Stunde und weitere 400 Höhenmeter in der prallen Sonne hinauf zum Feuerkogelhaus.

Mein Akku war schon ziemlich leer, als wir in der Hütte Platz nahmen. Doch der Ausblick auf die bereits gemeisterte Strecke runter Richtung Traunsee sowie ein großer Teller Spaghetti mit Saft- & Bierbegleitung ließen die Kräfte wieder zurückkehren …

… sodass wir uns Mitte Nachmittag an das letzte Stück des Weges machten – die rund 2 Stunden rüber zur – wegen Sanierungsarbeiten – geschlossenen Rieder Hütte, für deren Winterraum ich den Alpenvereinsschlüssel im Gepäck habe.

Latschen und unzählige vereinzelte Bergkiefern dominieren das Landschaftsbild. Der Weg ist im Vergleich zum Folgetag noch recht einfach.

Nach rund 2 Stunden taucht völlig überraschend die Hütte hinter einem Hügel auf, wir halten inzwischen bei rund 1400 erklommenen Höhenmetern.

Nachdem es auf der gesamten Strecke zwischen Feuerkogel- und Hochleckenhaus keine Verpflegung und nix zu trinken gibt, haben wir uns ganz gut eingedeckt (die eine Quelle, die noch kommt, habe ich auf der Karte zugegebenermaßen übersehen – sie befindet sich westlich vom Brunnkogel, etwa 1 Stunde nach der Rieder Hütte).
Von den von uns beiden mitgebrachten 10 Litern Flüssigkeit wird exakt NIX übrigbleiben – ich allein komme unter Hinzurechnung der Hüttengetränke sowie der Auffüll-Möglichkeit auf beiden Hütten auf insgesamt 9 l Flüssigkeitsaufnahme an den beiden Tagen.

Frau S., wie immer rastlos und voller Tatendrang, will nach dem Abendessen noch auf den Großen Höllkogel, den höchsten Berg des gesamten Gebirgszuges, laut Wegweiser (durch den hier nicht sichtbaren Kessel dazwischen) eine Stunde von der Hütte entfernt. Ich lasse mich breittreten …

… und erfreulicherweise stehen wir eine gute halbe Stunde später bereits oben.

Toller Rückblick auf den Osten des Höllengebirges! Wer genau schaut, findet die Rieder Hütte in der linken Bildhälfte.

Auch am späten Abend ist es immer noch ziemlich lau – wir beschließen, die Schlafsäcke im Freien auszurollen. Einige Planken ermöglichen es uns, zwei Matratzen aus dem Schlaflager auf sauberer Fläche aufzulegen – et voilà, das sollte eigentlich gut passen.
Was wir nicht vorausgesehen hatten, war der Starkwind, der zur Nachtmitte einsetzte, und uns ordentlich um die Ohren blies …. ich lernte die Kaputze des Schlafsackes zu schätzen.

Nächster Morgen: Frühstück um Sechs, Abmarsch kurz vor Sieben. Sofort, als die Sonne über den Bergkamm schien, wurde es auch gleich wieder recht warm.

Die zweite Hälfte der Höllengebirgsüberschreitung ist deutlich felsiger als der gestrige Teil. In den dolinenartigen Senken halten sich stellenweise meterhohe Altschneetürme.

Der Weg ist beschwerlich, da uns nur wenig Schatten vergönnt ist.

Technisch gibt es keine größeren Herausforderungen, wenn es auch Stellen gibt, die bei Restschnee sicher nicht ausschließlich lustig sind, wie diese hier. Da habe ich gerade heute ein Foto eines Freundes gesehen, wo genau an der deppertsten Stelle eine größere, dem Anschein nach pickelharte Altschneefläche drinnen hing. Am folgenden Foto sieht man das wiedermal natürlich nicht, aber wenn man hier runterkippt, gibt es wohl keine Möglichkeit mehr, sich nochmals abzubremsen.

Was das Vorankommen vor allem erschwert, ist die latente Gefahr, sich zu verknöcheln. Das klingt jetzt in manchen Ohren vielleicht übervorsichtig, aber ich habe im eigenen Freundeskreis SEHR erfahrene Wanderer, die in eine der “Fallen” hier getappt sind, und ein Freund danach sogar nicht mehr weitergehen konnte. Ausgewaschene Rinnen, viel loses Geröll … man muss halt wirklich ständig auf den Boden schauen.

In der zweiten Hälfte gibt es immer wieder Stellen, wo man gerne auch mal die Hände zuhilfe nimmt …

… weil man irgendwo raufkraxeln muss. An dieser Stelle ein Wort zur Markierung: Der gesamte Höhenweg ist HERVORRAGEND markiert – die Alpenvereinssektion Ried im Innkreis leistet hier wirklich großartige Arbeit (insbesondere wenn man bedenkt, dass man hier ja nirgends zufahren oder es sich sonst irgendwie leichter machen kann).

Eines ist hier Gesetz: Wenn immer es um eine Kurve rumgeht, geht es dahinter mit Sicherheit bergauf 🙂

Höchster Punkt des zweiten Tages ist der Grünalmkogel mit etwas über 1800 m Höhe.

Dort oben haben wir die einzige Gelegenheit, auf alle drei Seen im Norden runterzusehen, Hinterer und Vorderer Langbathsee vorne, und im diesigen Hintergrund der Traunsee unter dem mächtigen Traunstein.

Der Gipfel des Grünalmkogels ist ein kurzer Abstecher und wird natürlich mitgenommen. Statt einem Gipfelkreuz stehen dort oben fünf Bienenstöcke, die für meine Begleiterin, die daheim Bienenkönigin mehrerer Völker ist, eine magische Anziehungskraft ausüben – sich dann jedoch als Kunst-Installation aus fünf Würfeln herausstellen.

In die andere Richtung sehen wir hinunter in den Pfaffengraben (Bildmitte), wo wir unsere Mittagspause – das Hochleckenhaus – vermuten. Was ich zu dieser Zeit (glücklicherweise) noch nicht weiß: Um zum Mittagessen zu kommen, müssen wir uns auf der anderen Seite nochmals ganze 300 Höhenmeter raufschinden. Doch das Wetter hatte Mitleid mit uns: Gerade, als wir den tiefsten Punkt erreicht hatten und mit dem Aufstieg begannen, schob sich Hochnebel vor die Sonne, die wir heute auch nicht mehr sehen werden sollen.

Also diese 300 hm waren schwere Arbeit nach dem aufgeheizten – bereits 5 Stunden andauernden – Vormittagsprogramm. Umso größer die Freude, dass wir im Hochleckenhaus eine freundliche Crew mit gehaltvollem Essen vorfanden.

Blieb nur mehr eine Sorge: Für den Nachmittag sind heftige Wärmegewitter angekündigt. Auf Anraten von Eva, der Hüttenwirtin, wählten wir für den Abstieg eine andere Route als ursprünglich geplant. Damit trennten uns rund 1 3/4 Stunden vom Endpunkt dieser Tour bei der Kienklause bei Steinbach, wo uns Eva ein Taxi hinbestellt hat, das uns zurück zum Auto brachte.

In der Karte unten das ganze nochmals mit den Eckpunkten
A: Ebensee
B: Rieder Hütte
C: Hochleckenhaus
D: Kienklause

Resümee: Ich würd’s nochmals sicher nicht anders machen, allerdings nicht mehr bei der Hitze 🙂
Einfacher ist es sicher, wenn man einen Halbtag dazugibt und am Feuerkogel bzw. Hochlecken übernachtet.

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Last modified: 7. Juli 2024
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